Philipp Engels hat geschrieben: ↑Di 8. Aug 2023, 18:05
Nun ist es soweit und ich schaue mir die ersten Fahrzeuge, die zum Verkauf an.
Gibt es eine Art Checkliste an die ich mich halten kann?
Hallo Philipp,
sehr schwierig! Da ist erst mal die Frage: Was willst Du mit dem Auto machen.
# Fahren? >> ab und zu über die Gemarkung oder Fernreisen...oder irgend was dazwischen?
# Restaurieren? Komplett oder rollende Restauration.
# Dann ist die Frage: Welche Schrauber-Vorkenntnisse und Möglichkeiten hast Du? ...oder willst Du vielleicht überhaupt nicht am Auto schrauben
# Welchen Fzg. Zustand stellst Du dir vor?
Technisch >> restaurierbar, möglichst komplett, fährt aus eigener Kraft, fahrtüchtig, zuverlässige Technik, perfekt
Optisch >> rettbar, hardcore Patina, in ehren gealtert, mit Gebrauchspuren, gut, schön, wie neu
Wie man sieht, ist die Bandbreite sehr groß. Somit ist es, ohne dass die Fragen oben beantwortet sind, quasi unmöglich einen halbwegs erschöpfenden Rat zu geben.
Deshalb, an dieser Stelle, ein paar Sätze die
meine(!) Erfahrung mit dem Thema Landy widerspiegeln:
# Ein Serie Land Rover ist kein Auto, das ist ein Hobby. Es gibt nur sehr wenige Werkstätten die mit der Technik klar kommen. Somit muss man sich selber aufschlauen, nach Teilen Ausschau halten und selber Hand anlegen können und wollen.
# Land Rover hatte nie Geld für große Weiterentwicklungen der Autos. Das ist heute ein Seegen. Die Autos wurden über lange Zeiträume mehr oder minder unverändert gebaut. Somit ist die Ersatzteilversorgung vergleichsweise hervorragend. Die Teile sind relativ einfach zu bekommen und vergleichsweise sehr günstig. Leider nicht selten von zweifelhafter Qualität.
# Wenn man nicht schrauben will/kann, ist das bessere Auto der bessere Kauf.
Aber Achtung! Ob ein Auto gut ist sieht man u.a. von unten. Oben rum, weil viele Bleche aus Alu, sehen die manchmal noch recht gut aus, obwohl ca. 500 bis 1.000 Stunden notwendig sind um nachhaltig(!) den überfälligen TÜV zu bestehen.
# Wenn man das Auto restaurieren will ist oft das wichtigste, dass das Auto komplett ist. Manche Teile sind trotz der Aussage oben schwierig zu bekommen und/oder teuer.
# Wenn man ein "gutes" Auto kaufen will kann die Vorgeschichte viel aussagen. Ein Auto das Zeitlebens beim Bergbauern im Einsatz war, kann sowas wie ein Familienmitglied gewesen sein. Die müssen zwar auch mitarbeiten werden aber pfleglich behandelt.
ACHTUNG! Bei den Bergbauern gab aber es auch Knechte und bestimmt auch automobile Knechte

...und die wurden dann geknechtet.
Anderes Beispiel: Ein 109 Stage One Station County war damals ein teures Auto. Das wurde gepflegt und nicht selten auch geschont. Bis in die heutigen Tage.
# Zur Technik. So eine Serie ist ein vergleichsweise sehr einfach aufgebautes Auto. Vieles ist, gewisse Vorkenntnisse vorausgesetzt, selbst erklärend. Das prädestiniert so ein Auto zum selber schrauben. Das tut auch Dave und der hätte manchmal die Finger weg lassen sollen.
Wenn man Unmengen an zusätzlichen Kabeln, idealerweise alle in der gleichen Farbe, vorfindet kann es sein, dass es nicht mit dem entfernen selbiger getan ist. Es könnte sein, dass der originale Kabelbaum bei der Bastelei was ab bekommen hat...oder wurde gebastelt weil der was ab hatte. Das hat alles Potential in richtig viel Arbeit auszuarten.
# Gern genommen werden auch kleine Schweißarbeiten am Rahmen. Mit ganz wenigen Ausnahmen kann behauptet werden, dass wenn der Rahmen an ein paar Stellen durch ist, dann gibt es viele weitere Stellen an denen er in kürze ein Loch hat.
# So ein Landy hat ja eine Geländeuntersetzung. Wenn die eingelegt ist, dann reduziert sich nicht nur die fahrbare Geschwindigkeit. Das über den Antrib laufende Drehmoment steigert sich im gleichen Verhältnis. Geht man damit nicht richtig um, macht man das Auto in Zeitraffer kaputt. Es gibt aber auch Mitmenschen die brauchen dazu nicht mal die Untersetzung.
Philipp Engels hat geschrieben: ↑Di 8. Aug 2023, 18:05
So wie ich mich kenne vergesse ich vor lauter Vorfreude wichtige Dinge auf die ich achten müsste.
Ganz wichtig!! So ein Landy ist kein Auto das man (nur) mit dem Kopf kauft. Es gibt keine halbwegs logische Erklärung, warum man einen Landy braucht.
Aber! Es muss ja nicht alles Sinn machen, es reicht wenn es Spaß macht!
Wenn man sich dann in so eine Alu-Kiste verguckt hat, kann sein, dass das Hirn gar nix mehr zu melden hat. In der dann vorherrschenden Gefühlsduselei bindet man sich was ans Bein, das man kurz danach (mehr oder minder) bitter bereut.
Beim der Besichtigung/Kauf sollte unbedingt jemand dabei sein, der sich idealerweise gut auskennt, psychisch stabil ist und ausreichend Abstand hat um den objektiven Blick nicht zu verlieren. Dann braucht der noch das Standing um einen, kurz vorm Abgrund, bei Seite zu ziehen. >> der Ben kann das
nurmalsoerwähnte Grüße
Frank